Von: Kai Hormann
Achtung! Diejenigen von euch, die zum Lachen gerne in den Keller gehen, oder mit der Ironie, die sich hier heimtückisch zwischen den Zeilen versteckt hat, nichts anfangen können, sollten am besten gar nicht erst weiter lesen!
Natürlich soll dieser Artikel niemanden beleidigen oder diffamieren, zumal er gewisse Dinge ein wenig überspitzt darstellt. Aber vielleicht helfen diese Zeilen dem Ein- oder Anderen, das Thema Fotografie einfach ein bisschen entspannter zu sehen. ;-)
Die meisten Menschen und kritischen Betrachter, die ich im Laufe meines fotografischen Lebens kennengelernt habe, begegneten mir sehr sympathisch und unvoreingenommen. Von vielen habe ich gelernt oder wichtige Anregungen mitgenommen und tue dies natürlich immer noch, denn man lernt bekanntlich nie aus!
Trotzdem trifft man immer wieder auch auf Menschen, die das Thema Fotografie mit einer Religion, Weltanschauung oder Lebenseinstellung gleichsetzen bzw. verwechseln. Um genau diesen kleinen, aber häufig sehr auffälligen Teil geht es hier.
Wer sich hier an manchen Stellen selbst wiedererkennt, darf die Schuhe, welche er sich selbst angezogen hat, auch gerne weiter tragen. … (lach)
Der kritisch betrachtete Kritiker:
Grundsätzlich sollte eine fachlich kompetente und im passenden Tonfall vorgebrachte Kritik am eigenen Bild nicht negativ gesehen werden. Kritik an den eigenen Arbeiten hat normalerweise eine wichtige Funktion, nämlich die eigene Vorgehensweise zu hinterfragen und gegebenenfalls zu ändern bzw. zu verbessern. Eine gutgemeinte Anmerkung/Kritik oder Idee, bezüglich des Bildausschnittes, der Belichtung, der Bearbeitung o. Ä. kann sehr hilfreich sein und neue Wege/Sichtweisen und Möglichkeiten aufzeigen.
Der Ton macht die Musik!
Mal angenommen, Ihr seid Musik-technisch, ein glühender Verehrer von Death Metal. Vielleicht habt ihr sogar selbst eine E-Gitarre am Start und randaliert nach Feierabend im Proberaum herum, bis die Eier-Pappen von der Decke fallen. Zufälliger-Weise ist am Wochenende ein Jazz-Festival in der Nähe und Ihr besorgt euch ( warum auch immer ) Karten. Nach dem Festival fahrt Ihr unzufrieden und heiser von den vielen Buhhh-Rufen nach Hause und beschwert euch beim Veranstalter, dass das komplette Festival einfach Scheiße war! Eigentlich eine ziemlich hirnrissige Aktion, oder??
Ok, dann eben eine andere Situation: Ihr habt Karten für eine vielversprechende Metal Band und freut euch auf den Konzert-Abend. Die Band betritt verspätet die Bühne und nach 2 Stücken stellt sich heraus, dass die Komplette Combo „Hacke-dicht“ ist und das ganze Konzert akustisch, einer mit Kieselsteinen befüllten Waschmaschine im Schleudergang, gleicht. Die Krönung des Abends besteht darin, dass der Leadsänger in die erste Reihe göbelt und danach bewusstlos von der Bühne fällt. Wiederum heiser und unzufrieden tretet ihr den Heimweg an und beschwert euch beim Veranstalter. Hmmm....unschön, aber macht irgendwie schon mehr Sinn, oder nicht?!
Im Prinzip schon, aber was zum Henker, hat dies jetzt mit dem Thema Fotografie zu tun?? Kurz gesagt: Eigentlich nichts, aber...!
Die Parallelen zwischen Musik und Fotografie sind durchaus vorhanden, wenn auch nicht immer auf den ersten Blick, bzw. auf den ersten Ton zu sehen/zu hören. ;-) Aber später mehr dazu...
Jeder Fotograf, jede Fotografin, jeder fotografisch interessierte Einsteiger/Laie wird eines Tages einem manchmal sehr originellen Menschenschlag begegnen, welcher ein ganz besonderes Interesse an den von Euch gemachten Aufnahmen hat: Der Kritiker!
Eine kleine Geschichte zum Thema Bild-Kritik:
Vor einiger Zeit hat ein Mitglied einer internationalen Fotocommunity ein kleines Schwarz Weiß Foto veröffentlicht. Das Bild sollte in einer Untergruppe der Community explizit kritisch bewertet werden. Das Resultat war durchweg verheerend! Die Kommentare lauteten unter Anderem: „Viel zu unscharf“, „Kein erkennbares Motiv“, „Leider verwackelt“ oder dergleichen. Was die kritischen Betrachter aber nicht wussten, war die Tatsache, dass der User diese Aufnahme nicht selbst gemacht hatte. Das von ihm veröffentliche Foto stammte aus dem Archiv von Henri Cartier-Bresson. Die 1932 entstandene Aufnahme erzielte ein paar Jahre später bei einer Auktion einen Preis von über 250,000 Dollar. Was könnte man daraus lernen? Vermutlich hat Henri Cartier-Bresson einfach Glück gehabt, dass es zu seiner Zeit noch kein Internet gab, oder er hat einfach seinen eigenen Augen vertraut! ;-) Noch viel mehr zeigt dieses Beispiel aber : Fotografie ist immer eine persönliche Ansichtssache! Unabhängig davon, ob ihr oder ich einen Zugang zu seinen Fotos habt, sollten seine Arbeiten also respektiert werden.
Unterwegs in der “world wide Wildnis“:
Die Digital-Fotografie hat es uns wesentlich leichter gemacht, unsere Bilder der breiten Masse zu präsentieren. Dutzende Bild-Portale, Communitys und Foto-Foren laden dazu ein, die eigene Sichtweise „unter das Volk zu bringen“. Eigentlich eine gute Sache, da man so auch mit weit-entfernt lebenden Freunden/Bekannten und ähnlich interessierten Menschen in Kontakt treten kann. Dass auch ich die Möglichkeiten des Digitalen Zeitalters nutze, brauche ich auf meiner Webseite jetzt nicht weiter erklären, oder? ;-)
Wer nicht glücklicherweise, wie ich, als ( vermeintlich ) „sturer und dickfelliger Ostwestfale“ die passenden genetischen Voraussetzungen für das Internet mitbringt, kann dort leider sehr schnell über Steine stolpern, die eigentlich nur mit einem großen Schritt übergangen werden können.
Gemeint sind insbesondere Anfänger und Einsteiger, die sich erstmals mit Begeisterung und logischerweise, noch ohne weitere Vorkenntnisse, mit dem Thema Fotografie auseinander setzen möchten.
Wie man sich selbst ein Bein stellt:
Angenommen, ihr kommt als stolzer Besitzer/in einer neuen Kamera der Marke „XYZ“ aus dem Fachgeschäft oder von der Post, öffnet die Verpackung und schmeißt den Akku in die Ladestation. Die Speicherkarte habt ihr dem Verkäufer als Zugabe aus dem Ärmel geleiert und die Ladestation ist mittlerweile beim dritten Lämpchen angekommen. Ungeduldig und mit reichlich Vorfreude wird das „Digital-Ensemble“ zusammen-gepfriemelt, um damit die erste Resultate zu erzeugen. Die Kamera ist werksseitig auf dem Programm: „P“ eingestellt und eure Vermutung ist, dass dieses „P“ wohl für „Profi“ steht. Es kann also nichts schiefgehen!
Mit der Kamera geht es dann vor die Tür, um mit dem ersten Druck auf den Auslöser das neue Hobby ( oder die neue Berufung ) zu besiegeln.
Was jetzt natürlich noch fehlt, ist ein passendes Motiv, aber die Blumen im Vorgarten bieten sich an und können auch nicht weglaufen…
Perfekt! Das erste Foto lässt mit etwas Fantasie eine Primel erkennbar werden und ihr stellt die Aufnahme mit dem Stolz eines/einer frischgebackenen Digitalkamera-Bezwingers/Bezwingerin ins Netz!
Das Resultat: Betretenes Schweigen!
Vielleicht entdeckt ein Freund oder Freundin die Aufnahme und wünscht euch viel Spaß mit der neuen Kamera, aber das war es dann auch schon. Komisch? Nö, eigentlich nicht!
Fehler Nr.1
Man sollte die ersten Gehversuche mit der Kamera nicht unbedingt ins Netz stellen, da es euch meistens genau 0% weiter bringt. Nehmt euch Zeit, lest die Bedienungsanleitung und lernt die Kamera und ihre Möglichkeiten erst einmal in aller Ruhe kennen. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Es sei denn, er arbeitet bei einer Fluglinie...
Fehler Nr.2
Trotz einer dunklen Vorahnung, möchtet ihr aus oben genannter Aufnahme noch etwas Information herauskitzeln, deshalb schreibt ihr unter das Bild: „Anregungen und Kritik sind jederzeit willkommen!“ Upps...! genauso hättet ihr auch schreiben können: „Kratzt mich, schlagt mich und gebt mir dreckige Tiernamen!“ Dieser erste Satz ist sehr oft der Weck-Ruf für die, meistens selbsternannte „Foto-Elite“ ,um euch „hilfreiche Anregungen“ wie zum Beispiel: „Such dir ein anderes Hobby“, „Such dir eine andere Kamera-Marke“, „Das Bild hat keine Aussage“, „Zu viel Farbe“, „Zu wenig Farbe“, „Zu unscharf“ , „Zu scharf“ oder ganz einfach: „Blumen finde ich Scheiße!“ um die Ohren, bzw. Augen zu hauen.
Kurz gesagt: Wenn ihr auf einen veritablen shitstorm steht, dann habt ihr jetzt alles richtig gemacht!
Fehler Nr.3
Wer jetzt ein wenig sensibel ist und diese Aussagen zu ernst nimmt, ( „Das sind ja alles Profis, die können sich nicht irren...“ ) der kann sehr schnell Zweifel an seiner neuen Betätigung bekommen. Mit Blick auf das zweiwöchige Rückgaberecht für die Kamera und die verheerenden Kommentare, ist das Thema Fotografie vielleicht für euch vorbei, bevor es richtig begonnen hat. Die Kamera wird wieder eingepackt und man spielt sich wieder an den Füssen herum, guckt RTL, oder löst Kreuzworträtsel. :-)
Falsch!
Fotografie ist, im wahrsten Sinne des Wortes, immer Ansichtssache und ihr bestimmt hinter der Kamera, was in euren Augen ein Motiv ist. Es gibt fotografische Regeln die euch weiterhelfen können, aber sie sind mit Sicherheit kein Gesetz. Nehmt die Kamera, experimentiert damit herum und findet heraus, was euch am meisten liegt, Spaß macht und weiterbringt. Vorzugsweise sollten diese ersten Ergebnisse aber lieber im kleinen Kreis betrachtet und diskutiert werden, zumal euch euer Gegenüber dabei in die Augen schauen muss.
Übrigens dürft ihr im privaten Kreis auch ehrliche Kritik einfordern, da ihr im Freundeskreis ansonsten nur: „Klasse!“, „Schönes Bild!“, „Tolle Farben!“ oder Ähnliches zu hören bekommt. :-)
Kommentar: Wow!! Super schön, echt jetzt….ähhm,sind das Nelken?
Antwort: Ja richtig und mit der Kamerainternen Film-Simulation „Drogeriemarkt“ ist sogar das Rot zu einem schönen Magenta
geworden! Ich werde diese Aufnahme mal der Telekom anbieten.
Kommentar: Interessante Aufnahme! Aber kann es sein, das der Horizont ein bisschen kippt?
Antwort: Als Profi habe ich natürlich vorher eine Wasserwaage auf das Geländer des Stegs gelegt und die Kamera danach ausgerichtet.
Es kann also nur an deinem Monitor liegen!
Jetzt aber wirklich und in Echt!
Irgendwann sind die ersten holprigen Schritte mit der neuen Kamera gemacht und ihr findet vielleicht einen Weg bzw. einen fotografischen Stil, der euch liegt. Jetzt kann der Schritt in die digitale Öffentlichkeit eigentlich gewagt werden, wenn ihr Folgerndes beachtet:
Es ist bis jetzt noch kein Foto gemacht worden, das allen Betrachtern gefällt und weder ihr noch ich werdet je die Ersten sein, denen dies gelingt! Dies liegt nicht an der Qualität oder dem Inhalt der Bilder, sondern ganz einfach in der Natur der Sache.
Am Beispiel Musik:
Es gibt Pop, Metal, Hiphop, Dance, Jazz, Klassik, Volksmusik, etc.... und ich kenne wirklich niemanden, der sich alles „reinzieht“. :-)) Man muss nicht alles mögen oder hören, aber man sollte die diversen Stilrichtungen respektieren, denn sie haben eines gemeinsam: Die Musiker müssen ihre Instrumente beherrschen!
Auf die Fotografie übertragen, bedeutet dies: Egal ob Schwarz Weiß, Akt, Portrait, Landschaft, Wildlife, Architektur, Street, Experimentelle Fotografie oder was auch immer… Niemand wird alles mögen und keiner wird gezwungen, sich alles anzusehen! Trotzdem sollten andere Wege/Stile respektiert werden, da die Anforderungen und Voraussetzungen in der Regel die gleichen sind.
Warum ist also ein „Dickes Fell“ trotzdem von Vorteil und warum solltet ihr im Zweifelsfall eher euren eigenen Augen trauen, anstatt manchmal dubiosen Bild-Kritiken zu glauben?
Ein Erklärungs-Versuch:
Wie schon anfangs gesagt, besteht der weitaus größte Teil der Foto-begeisterten Gemeinschaft aus ganz normalen Menschen, die einfach Spaß an der gemeinsamen Sache haben. Darunter sind Amateure, Berufsfotografen/innen, Anfänger und Fortgeschrittene aus allen Stilrichtungen der Fotografie zu finden. Sie gehen ihrer Beschäftigung ernsthaft, aber nicht verbissen nach, sind offen für Neues und tolerant gegenüber „Anders-Sehenden“. Wenn Bilder kommentiert werden, ist der Kommentar sachlich und ihr bekommt den ein oder anderen nützlichen Tipp. Manchmal beschränkt sich der Kommentar auch nur auf ein kurzes „Klasse!“ oder „Tolle Aufnahme!“.
Sollte man sich darüber ärgern?? Nö! Warum? Es zeigt euch, dass ihr einen Geschmack getroffen habt und nicht jede Aufnahme muss bis in das letzte Detail analysiert werden. Genau so sollten natürlich auch Kommentare wie „Gefällt mir leider nicht!“ oder „Trifft nicht meinen Geschmack!“ akzeptiert werden.
Daneben gibt es aber noch eine kleine Gruppe, die umso lauter „schreit“, je weniger sie zu sagen hat...
Hier kommt ein bescheidener Versuch einer Klassifizierung:
( Achtung! Wer zwischen den Zeilen Ironie findet, muss sie weiterverwenden. Ironie ist Recycling-Pflichtig!! )
Der Scheuklappen-Träger oder Betriebs-Blinde:
Der Scheuklappen-Träger fotografiert meistens schon seit analogen Zeiten und hat sehr früh einen, für sich richtigen, Weg/Stil gefunden. Diesen Weg geht er, manchmal durchaus erfolgreich, schnurgerade aus und sieht dabei weder nach Links noch nach Rechts. Warum auch? Sein Weg ist schön gerade und im Laufe der Jahre hat er sowieso vergessen, dass es noch andere Wege gibt. Seine Schlussfolgerung lautet daher: Mein Weg ist der einzig Richtige, alle Anderen sind auf den Holzweg! Seine Kommentare sind sehr sparsam, da er ja, um eure Bilder zu betrachten, seinen Trampelpfad verlassen müsste. Sollte er es dennoch tun, zeigt er euch seine Verachtung durch Kommentare wie „Knipsbildchen...“, „Nicht schon wieder ein Sonnenuntergang!“ oder Ähnliches. Tja, Reisende soll man nicht aufhalten…!
Ähh? Wieso hat man sich als Metal-Fan nochmal Tickets für das Jazz-Festival geholt...? Ach ja, man will ja laut „Buhhh!“ rufen können! :-)
Der unverstandene Künstler und/oder Weltverbesserer:
Die Aufnahmen des unverstandenen Künstlers sind häufig eine schwer zu deutende Mischung aus Street-Art und Kamera-Fehlfunktion. Verwackelte oder unscharfe Bilder von Menschen, Häuserfassaden oder Ähnlichen, gerne in Schwarz Weiß, sollen uns Gesellschaftskritik und das Elend dieser Welt veranschaulichen. Das Blöde ist nur: Ohne adäquate Erklärung oder Titel erkennt es kein Schwein! Auf Grund dieser Ignoranz sind für ihn alle anderen Fotografen/innen Arschlöcher, denen man, Kommentar-technisch, ein paar Boshaftigkeiten unter jubeln kann… Sie haben es verdient! :) Kommentare wie: „Kitsch!“ oder „Völlig belanglos“ sind sein gängiges Markenzeichen. Denkaufgabe zu dieser Thematik: Was wären z.B. Hannes Wader oder Konstantin Wecker ohne Text? … :-)
Möchte man sich als Betroffener ein bisschen revanchieren, kommentiert man eines seiner Bilder einfach mit: „Schönes Bild!“ ...Er wird danach vermutlich nächtelang nicht schlafen können! ;-)
Der Aussagen-Sucher oder Bilder-Leser:
Für den Aussagen-Sucher muss jedes Foto eine, wie auch immer gehaltene Aussage haben, oder eben eine Geschichte erzählen. Erfüllt euer Foto diese Anforderungen nicht, reagiert der suchende Aussage-Sucher oder der lesende Bilder-Leser irritiert und neigt dazu, das Bild als schlecht ( da ohne Aussage ) zu bewerten und dementsprechend zu kommentieren. Hier sollte man einfach milde hinwegsehen, da eine Bild-Aussage natürlich nicht negativ ist, wenn es sie denn gibt.
Aber muss ein Foto immer eine Aussage haben? Quatsch!
Gerade Landschaftsbilder geben nur eine Stimmung wieder, aber sie haben selten eine generelle Aussage. Wieder ein musikalisches Beispiel: Es gibt Stücke mit Text und Instrumental-Stücke. Mir persönlich gefällt ein gutes Instrumental-Stück mit passender Melodie und Stimmung immer noch besser als z.B. Aussagen wie : „cheri cheri lady“ oder „i am crazy like a fool, what about daddy cool“. ...wtf!? :-)
Kommentar: Man kann absolut nicht erkennen, was das sein soll! Total verwackelt!
Antwort: Stimmt, aber eine ähnliche Aufnahme hat vor einiger Zeit einen
rennomierten Preis gewonnen!
Kommentar: Die Oper von Sydney steht auf den Kopf. Das Bild sollte um 180°
Grad gedreht werden!
Antwort: Das muss so sein! Die Aufnahme entstand schliesslich in "Down under" und wurde extra für Bewohner der
Nördlichen Breitengrade angepasst.
Der Marken Fetischist oder Hardcore Fan:
Genau wie ein Autofahrer, der nur mit einer Automarke wie z.B. VW nicht im Graben landet, vertritt der Marken-Fetischist die Meinung, dass man nur mit einer Kamera-Marke ( nämlich seiner! ) ansprechende Aufnahme hinbekommt. Häufig erkennt man ihn an seinen Usernamen, der den vergötterten Markennamen beinhaltet. Eure Bilder sind ihm relativ wurscht, da er sich sowieso erst mal nur die Exif- Daten ansieht. Passen eure Exif-Daten, dann gibt es vielleicht eine Objektiv-Kaufempfehlung von ihm, damit es beim nächsten Mal noch besser wird. Passen sie nicht, dann gibt es den Kommentar: „Das hätte meine XYZ Blablupbla vor 20 Jahren schon besser hingekriegt!“.
Beweisen kann er es meistens leider nicht, da sein Portfolio größtenteils nur aus Objektiv-Tests und Marken- Lobhudeleien besteht. Für richtige Motive ist da einfach keine Zeit mehr! :-)
...und hätte Jimi Hendrix anstatt seiner auf links gezogenen Fender, eine Gibson gespielt, dann wäre er nicht so früh gestorben!
Die Materialschlachten-Generäle:
Eng verwand mit dem Marken Fetischist, hat der Materialschlachten-General meistens einen besseren finanziellen Background und ein anderes Motto: Viel hilft viel! Er besitzt nicht nur das nötige Equipment, sondern fast das gesamte Sortiment des Herstellers. Und da eine Kamera automatisch nichts mehr taugt, sobald ein neues Modell auf den Markt geschmissen wird, muss es natürlich immer das neueste „Gedöhns“ sein, das man mit sich herumschleppt. Kommentiert wird wenig, da man ständig in Online-Shops unterwegs ist, um ja nichts zu verpassen. Kompaktkamera-Besitzer werden meistens aus Mitleid ignoriert.
Genau so, wie ein S-Klasse Fahrer der mitleidig den Fahrradfahrer an der roten Ampel beäugt. Nur um sich anschließend zu ärgern, weil eben dieser Fahrradfahrer ihm den letzten Platz im Restaurant weggeschnappt hat, da er 15min. schneller durch den Stadtverkehr gekommen ist.
Hahaah! „Zitat: Nelson“ ( Die Simpsons ) ;-)
Die Grals-Wächter oder Hüter des reinen Bildes:
Die Verfechter dieser Lehre kommen ebenfalls meistens noch aus dem analogen Zeitalter. Jedwede Nachbearbeitung einer Aufnahme am Rechner ist ihnen suspekt und wird rigoros abgelehnt. Einzig das „unbearbeitete“ jpg aus der Kamera zeigt die Realität. Dass diese jpgs schon Kamera-intern nach Hersteller-Geschmack bearbeitet wurden, wird dabei geflissentlich ignoriert/ausgeblendet. Äußerungen von euch, die sich positiv zum RAW-Format bekennen, lauten für ihn: Er hat Jehova gesagt!! ( Siehe Monty Python: Das Leben des Brian ) Kommentare wie „Zu künstlich!“ und „Unnatürlich!“ sind die Folge.
Wieder ein Beispiel aus dem Musikbereich: Hey, die neu erschienene, digital remasterte, Beatles-Kollektion klingt wesentlich natürlicher als die Original-Pressung! Ja klar, das digitale Mischpult und die neuen Limiter, Noise-reducer, Compressoren, Equalizer, etc. haben der alten Aufnahme ihre Natürlichkeit zurückgegeben!! …???! Hä?
Kommentar: Für einen Sonnenuntergang sieht es ein wenig blass aus, oder?
Antwort: Kann nicht sein! Die Aufnahme ist unbearbeitet. ...aber die Sonne
war vielleicht ungeschminkt oder erkältet.
Kommentar: Hmm, irgendwie kann man nichts auf dem Foto erkennen.
Antwort: Richtig! Es war dunkel und Ich & meine Kamera konnten auch nichts erkennen.
Die Analog Prediger oder Chemie Film-Fundamentalisten:
Wiederum eng verwand mit der voran genannten Gruppe, sind die dogmatischen Chemie-Film Verfechter entweder sehr sentimental, oder einfach noch nicht in der Gegenwart angekommen. Natürlich ist man mit Chemie-Film die letzten 100 Jahre durchaus gut über die Runden gekommen und eine alte Kamera + passendem Film macht auch heute noch Spaß. Aber muss man daraus gleich eine Religion basteln und Analog Film als das einzig Wahre darstellen??
Passend dazu ein Zitat von Kaiser Wilhelm II (1859-1941): „Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist nur eine vorübergehende Erscheinung.“
Hmmm....? Frage: Gibt es heute noch Pferde? Antwort: Ja natürlich! Frage: Macht Reiten Spaß? Antwort: Ja, klar!
Frage: Reitet ihr also mit eurem Pferd zu Arbeit? Antwort: Ähhh...eher nicht! Schlussfolgerung: Kann sich jeder selbst aussuchen! ;-)
Die Qualitäts-Fanatiker oder Schärfe Sucher:
Mal angenommen, ihr seid Nachts in der Botanik unterwegs und plötzlich landet ein Raumschiff direkt vor eurer Nase. Die Aliens steigen aus und aus dem Gebüsch kommt ein rosa Einhorn, das von den Außerirdischen gefüttert wird, während im Hintergrund ein wunderschönes Nordlicht sein Farbspiel am Wolkenlosen Himmel zeigt. Ihr unterdrückt eure Aufregung, nehmt allen Mut zusammen und macht eine Aufnahme von dieser Szene. Das perfekte Bild? Für euch mit Sicherheit! Aber nicht für den Qualitäts-Fanatiker, da ihr dummerweise nur eine Zoom-Optik verwendet habt, welche eine leichte Rand-Unschärfe produziert und obendrein noch einen Hauch Verzerrung in das Bild bringt. Die Tatsache, dass es dunkel war und ihr die Aufnahme dementsprechend mit Offen-Blende gemacht habt, welche wiederum zu einer gewissen Vignettierung führte, überschreitet die Toleranzgrenze dann komplett. Mitleidige Kommentare wie „Spannende Aufnahme, leider an den Rändern unscharf!“ oder „Vignettiert mir zu stark“ sind das Resultat. Tja, hättet ihr doch nur eine Auswahl an hochpreisigen Festbrennweiten aus, vorzugsweise deutscher Produktion dabei gehabt, dann wäre dieses, qualitativ gesehene Debakel nicht passiert! Schade, aber ihr habt es vergeigt! Zumindest für diese kleine Gruppe, die vermutlich selbst nicht von diesem Planeten kommt! ;-))
Kommentar: Der Baum im Vordergrund ist mir zu stark beschnitten!
Antwort: Das war ein Versehen. Ich habe die extreme Schärfe meiner
neuen Zeiss Festbrennweite unterschätzt!
Kommentar: Das Foto hat für mich keinerlei Aussage!
Antwort: Ok. Ich gehe also davon aus, dass auch das bisher Gelesene
nicht verstanden wurde. :-))
Akademiker oder “Elite-Fotografen“:
Auch diese Protagonisten haben häufig eine längere Karriere hinter sich. Man zehrt aus Erfolgen, die man sich hart im längst aufgelösten, örtlichen Fotoclub verdient hat. Die vergilbten SW-Bilder vom Karneval in Venedig hängen vielleicht noch irgendwo an der Wand. Der Dr. oder Prof. wird selbstbewusst im Usernamen geführt und alleine diese Tatsache sollte doch alle vor Ehrfurcht erstarren lassen. Funktionierende Taktik? Manchmal, aber eben nicht immer! Dummerweise kommt im Netz resolutes Auftreten und ein akademischer Grad nicht wirklich richtig rüber und mittlerweile kann sich sogar das „Proletariat“ eine leistungsfähige Kamera leisten. Viel schlimmer noch: Manche können damit sogar umgehen! Sacrebleu!!
Die Statussymbol Träger oder Poser:
Die Gruppe der Statussymbol Träger ist im Netz vermutlich sehr selten anzutreffen, da man hierfür lästiger weise Resultate, sprich: Fotos zeigen muss. Statussymbol Träger haben überwiegend hochpreisige Gerätschaften aus Wetzlar um den Hals hängen, die zwar Grundsätzlich für gute Aufnahmen geeignet sind, aber selten dazu verwendet werden.
Warum? Weil jede Auslösung, der Kamera ein teures Stück ihrer Jungfräulichkeit nehmen würde. Profi-Poser haben gerne dazu noch eine obligatorische Fotografen-Weste mit vielen Taschen am Start, damit auch demjenigen, der die kleine Kamera vielleicht übersieht, unmissverständlich signalisiert wird, dass man eben ein....na ja... eben ein Profi ist!!
In der „Wildnis“ sieht man diese Gruppe relativ wenig, da man dort vielleicht Motive findet, aber die Zuschauer fehlen und die Kamera schmutzig werden könnte. Der beste Beobachtungs-zeitraum für Poser/Statussymbol-Träger sind die Sommermonate. Dann sind sie häufig an touristisch erschlossenen Innenstadtbereichen anzutreffen, um ihre exklusiven Kameras publikumswirksam auf einem Kaffeehaus-Tisch zu drapieren.
Fazit:
Seht die Sache nicht so ernst und lasst euch den Spaß an der Fotografie nicht kaputt-labern!
Nehmt eure Augen, eure Gefühle und eure Sichtweise immer als Maßstab für das, was ihr tut! Sobald ihr eine Kamera in die Hand nehmt, bestimmt nur ihr, was mit ihr gemacht wird. Ihr könnt durchaus aus Kritik lernen und eure Fähigkeiten oder Sichtweisen weiterentwickeln, aber nur, wenn ihr es für sinnvoll haltet und auch dahinter steht!
Es gibt immer jemanden, in dessen Fußspuren ihr treten sollt, aber es gibt auch viele Wege, die vielleicht noch nie gegangen wurden.
Vielleicht werdet ihr die Ersten sein!?
Ein kleine Orientierungshilfe:
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© Kai Hormann
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