Zeigt ein Landschaftsfoto die Realität/Wirklichkeit?
Kurz: Eigentlich zeigt kein Foto die Realität! Schon das Medium selbst macht uns mit seiner Beschränkung auf 2 Dimensionen einen Strich durch die Rechnung. Auch die Wahl der Mittel und ganz besonders die gestalterischen Einflüsse des Fotografen, wie z.B. die Wahl der Perspektive, Brennweite, Blende, Bildaufbau, Format, etc. fließen in das Resultat mit ein. Somit ist eine Landschaftsfotografie (und nicht nur diese) immer eine, manchmal verklärende Interpretation der Wirklichkeit aus der Sicht des Fotografen.
Natürlich gibt es in diesem Zusammenhang, gerade im Bereich der Digitaltechnik, auch sehr weitreichende Möglichkeiten bei der Nachbearbeitung. Dies kann soweit gehen, dass durch entfernen/hinzufügen von Bildbestandteilen aus der Ursprungsaufnahme ein völlig anderes Bild, oder besser gesagt, eine Kollage, entsteht. Diese Grenzen der Bearbeitung muss natürlich jeder Fotograf selber festlegen. Meiner Meinung nach kann Sensordreck oder ein unpassender Kondensstreifen am Himmel dezent entfernt werden, während das berühmte „Berge versetzen“ oder „Digitale Landschaftsgärtnerei“ vermieden werden sollte.
Die so häufig propagierte „Lehre der reinen Fotografie“ die mit der Verwendung von unbearbeiteten Aufnahmen einher geht, hat im Bereich Dokumentar- bzw. Reportagefotografie noch eine gewisse Berechtigung, aber im Prinzip gibt (und gab es) sie eigentlich nie. Mit der Wahl der Kamera, des Objektives, der Blende, des Weißabgleichs oder des analogen Filmmaterials, etc. hat die Bearbeitung und Bildbeeinflussung schon stattgefunden. Auch in Zeiten der analogen Schwarz/Weiß Fotografie wurde mit Hilfe von Farb-Filtern, Verlauf-Filtern oder durch Abwedeln oder Maskieren in der Dunkelkammer, Einfluss auf das Endergebnis genommen. Bei einer Digitalaufnahme ist es also nur eine logische Konsequenz, dass beispielsweise durch die Wahl des RAW-Format, die Kontrolle über die Aufnahme beim Fotografen bleibt, anstatt sie einer undurchsichtigen Kameraautomatik zu überlassen.
Grundsätzliches zu Landschaftsfotografie.
Generell hat man bei der Landschaftsfotografie keine Erfolgsgarantie auf schnelle und ansprechende Resultate. Faktoren wie Wetter, Vegetation, Jahreszeit und Tageszeit beeinflussen das Ergebnis und erfordern eine passende Vorbereitung, Geduld und nicht zuletzt, auch eine gute Portion Glück.
In den Anfangszeiten der Landschaftsfotografie, als Fotografen wie Ansel Adams mit einer Laufbodenkamera, Stativ und nur wenigen Fotoplatten durch die Wildnis zogen, war Geduld und grundlegende Kenntnisse über die Natur das Erfolgsrezept für gute Aufnahmen. Die begrenzte Anzahl an vorhandenen Planfilmmaterial sowie der, durch kleine Blenden-werte und relativ unempfindlichen Film, bedingte Einsatz eines Statives erforderte damals große Sorgfalt bei der Wahl von Motiv und Perspektive. Viele dieser vermeintlichen Unzulänglichkeiten sind im Zeitalter der Digitalkameras zwar mittlerweile nicht mehr vorhanden, aber die grundlegende Vorgehensweise ist im Prinzip gleich geblieben.
Insbesondere der Aufbau und Einsatz eines Stativ führt auch heute noch zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit dem Motiv und somit meistens zu einem besseren Ergebnis. Natürlich ist das Licht immer noch ein Unsicherheitsfaktor, der auch bei bester Planung dazu führen kann, dass das erhoffte Bild nicht gelingt oder nicht realisierbar ist. Man muss als Landschaftsfotograf also immer darauf gefasst sein, dass eine Tour ergebnislos endet. Nicht planbare Faktoren im Zusammenspiel mit einer genauen Beobachtung der Natur sowie das Glück, zu richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, machen das Thema Landschaftsfotografie eigentlich erst reizvoll und spannend.
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