LANDSCHAFTSFOTOGRAFIE

 ÜBER DIE GESCHICHTE, TECHNIK UND VORGEHENSWEISE
IN DER LANDSCHAFTSFOTOGRAFIE

Von: Kai Hormann

Neben dem klassischen Porträtfoto ist die Landschaftsfotografie vermutlich eines der ältesten Themen im großen Themenpool der Fotografie. Wichtige Fotografen wie z.B. Ansel Adams oder Edward Weston haben die Landschaftsfotografie bekannt gemacht und dazu beigetragen, dass sie sich zu einer eigenen Kunstform im Bereich der Fotografie etabliert hat. Was aber ist eigentlich das faszinierende an einer Landschaftsaufnahme? Wo liegen Schwierigkeiten und Besonderheiten in der Bildgestaltung und mit welcher Ausrüstung wird gearbeitet? Diese und andere Fragen versuche ich im folgenden Artikel zu behandeln.

Welche Aussage hat eine Landschaftsfotografie?

Ein klassisches Landschaftsfoto sollte in erster Linie den Charakter, oder anders ausgedrückt, den besonderen Zauber eines Ortes im Zusammenspiel mit besonderem Licht und der Sichtweise des Fotografen widerspiegeln. Grob gesagt, transportiert ein gutes Landschaftsfoto eher eine Stimmung als eine, wie auch immer geartete Aussage. Natürlich sind auch hier die Übergänge fließend, so dass beispielsweise eine, von menschlichen Einflüssen veränderte Landschaft, ebenso eine dokumentarische, ästhetische oder verstörende Wirkung/Aussage haben kann. Als Fotograf sollte man sich daher nicht so sehr von den fotografischen Regeln, sondern in erster Linie vom eigenen Auge leiten lassen. 

Nächtliche Landschaftsfotografie im Panoramaformat

Landschaftsfotografie bei Nacht :

Ein Nächtlicher Blick auf die Milchstraße. Das Menschliche Auge kann diese Szene vor Ort nicht
wahrnehmen. Mit Hilfe von Langzeitbelichtung und hohen ISO Werten zeigt eine Kamera Dinge, die normalerweise verborgen bleiben.
Panorama aus 8 Einzelaufnahmen, 20 Mai 2017. Es kostet wirklich Überwindung, bei Nacht um 2 Uhr im Moor unterwegs zu sein.
Leider sind zu früheren Zeitpunkten keine Aufnahmen dieser Art möglich, da die Straßenbeleuchtung erst um 1 Uhr abgeschaltet wird.
Nächtliche Touren wie diese, bleiben allerdings lange in Erinnerung. 

Zeigt ein Landschaftsfoto die Realität/Wirklichkeit?

Kurz: Eigentlich zeigt kein Foto die Realität! Schon das Medium selbst macht uns mit seiner Beschränkung auf 2 Dimensionen einen Strich durch die Rechnung. Auch die Wahl der Mittel und ganz besonders die gestalterischen Einflüsse des Fotografen, wie z.B. die Wahl der Perspektive, Brennweite, Blende, Bildaufbau, Format, etc. fließen in das Resultat mit ein. Somit ist eine Landschaftsfotografie (und nicht nur diese) immer eine, manchmal verklärende Interpretation der Wirklichkeit aus der Sicht des Fotografen.

Natürlich gibt es in diesem Zusammenhang, gerade im Bereich der Digitaltechnik, auch sehr weitreichende Möglichkeiten bei der Nachbearbeitung. Dies kann soweit gehen, dass durch entfernen/hinzufügen von Bildbestandteilen aus der Ursprungsaufnahme ein völlig anderes Bild, oder besser gesagt, eine Kollage, entsteht. Diese Grenzen der Bearbeitung muss natürlich jeder Fotograf selber festlegen. Meiner Meinung nach kann Sensordreck oder ein unpassender Kondensstreifen am Himmel dezent entfernt werden, während das berühmte „Berge versetzen“ oder „Digitale Landschaftsgärtnerei“ vermieden werden sollte.

Die so häufig propagierte „Lehre der reinen Fotografie“ die mit der Verwendung von unbearbeiteten Aufnahmen einher geht, hat im Bereich Dokumentar- bzw. Reportagefotografie noch eine gewisse Berechtigung, aber im Prinzip gibt (und gab es) sie eigentlich nie. Mit der Wahl der Kamera, des Objektives, der Blende, des Weißabgleichs oder des analogen Filmmaterials, etc. hat die Bearbeitung und Bildbeeinflussung schon stattgefunden. Auch in Zeiten der analogen Schwarz/Weiß Fotografie wurde mit Hilfe von Farb-Filtern, Verlauf-Filtern oder durch Abwedeln oder Maskieren in der Dunkelkammer, Einfluss auf das Endergebnis genommen. Bei einer Digitalaufnahme ist es also nur eine logische Konsequenz, dass beispielsweise durch die Wahl des RAW-Format, die Kontrolle über die Aufnahme beim Fotografen bleibt, anstatt sie einer undurchsichtigen Kameraautomatik zu überlassen.

Grundsätzliches zu Landschaftsfotografie.

Generell hat man bei der Landschaftsfotografie keine Erfolgsgarantie auf schnelle und ansprechende Resultate. Faktoren wie Wetter, Vegetation, Jahreszeit und Tageszeit beeinflussen das Ergebnis und erfordern eine passende Vorbereitung, Geduld und nicht zuletzt, auch eine gute Portion Glück. In den Anfangszeiten der Landschaftsfotografie, als Fotografen wie Ansel Adams mit einer Laufbodenkamera, Stativ und nur wenigen Fotoplatten durch die Wildnis zogen, war Geduld und grundlegende Kenntnisse über die Natur das Erfolgsrezept für gute Aufnahmen. Die begrenzte Anzahl an vorhandenen Planfilmmaterial sowie der, durch kleine Blenden-werte und relativ unempfindlichen Film, bedingte Einsatz eines Statives erforderte damals große Sorgfalt bei der Wahl von Motiv und Perspektive. Viele dieser vermeintlichen Unzulänglichkeiten sind im Zeitalter der Digitalkameras zwar mittlerweile nicht mehr vorhanden, aber die grundlegende Vorgehensweise ist im Prinzip gleich geblieben.

Insbesondere der Aufbau und Einsatz eines Stativ führt auch heute noch zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit dem Motiv und somit meistens zu einem besseren Ergebnis. Natürlich ist das Licht immer noch ein Unsicherheitsfaktor, der auch bei bester Planung dazu führen kann, dass das erhoffte Bild nicht gelingt oder nicht realisierbar ist. Man muss als Landschaftsfotograf also immer darauf gefasst sein, dass eine Tour ergebnislos endet. Nicht planbare Faktoren im Zusammenspiel mit einer genauen Beobachtung der Natur sowie das Glück, zu richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, machen das Thema Landschaftsfotografie eigentlich erst reizvoll und spannend.  

Vorbereitung und Planung.

Wie schon zuvor gesagt, gibt es bei der Landschaftsfotografie keine Erfolgsgarantie, aber mit einer passenden Vorbereitung kann die Aussicht auf eine gelungene Aufnahme deutlich erhöht werden. Für einen Fotograf ist passendes Licht das wichtigste gestalterische Element. Im Gegensatz zum Fotostudio kann eine Landschaft natürlich nicht mit mit einer Blitzanlage ausgeleuchtet werden. Man muss also zwangsläufig mit dem Licht arbeiten, das vor Ort vorgefunden wird.

Einflüsse wie Wetter, Jahreszeit und Tageszeit beeinflussen das vorhandene Licht und sollten mit genauer Beobachtung, in die Routen- und Motivplanung einfliessen. Einen groben Anhaltspunkt für eine erfolgreiche Tour gibt meistens schon der Blick auf den Wetterbericht oder das Regenradar. Nebel, Wolken aber auch Schnee oder Regen sind wichtige Motivbestandteile. Mit dem Wechsel der Jahreszeiten sorgt eine veränderte Vegetation und ein anderer Sonnenstand für weitere Abwechslung bei der Wahl der Motive.Die Tageszeit ist allerdings den anderen Kriterien übergeordnet und stellt im Prinzip das wichtigste Element der Planung dar. Während die hochstehende Mittagssonne mit kurzen, harten Schlagschatten und wenigen Kontrasten eher ungeeignet ist, bieten die Abend- oder Morgenstunden häufig reizvolle Lichtsituationen. Sehr vielversprechend für eine gelungene Aufnahme ist auch die Zeit vor oder nach Sonnenuntergang. Durch das gedämpfte meist rötliche/bläuliche Licht und die nicht vorhandenen harten Schatten ergeben sich spannende Möglichkeiten. In der Fototechnik hat sich für diese Zeit der Begriff „Blaue Stunde“ etabliert. Natürlich ist auch die richtige Kameraausrüstung und passende Kleidung nicht unwichtig, aber dazu später mehr.

Bildaufbau, Kamera-Standpunkt & Perspektive.

Neben den passenden Licht- und Wetterverhältnissen ist bei einer Landschaftsaufnahme auch die Wahl des Kamera-Standpunkts und, damit zusammenhängend, auch die Wahl der passenden Aufnahme-Perspektive von Bedeutung. Vor Ort ist es deshalb sinnvoll einen Überblick über die nähere Umgebung zu bekommen. Gerade Pflanzen, Felsen oder Äste/Wurzeln, die sich in unmittelbarer Nähe zum Kamera-Standpunkt befinden, können durch eine niedrige Kameraposition (Stichwort: Frosch-Perspektive), ein reizvoller Bildbestandteil der späteren Aufnahme sein. Im Gegensatz zu anderen Arten der Fotografie, gibt es im Bereich Landschaftsfotografie meistens nicht nur ein Bild bestimmendes Motiv, sondern eine wechselnde Anzahl von Motiv-Bestandteilen. Diese Bestandteile wie z.B. Vordergrund, Blick-lenkender Bereich, Hintergrund/Horizont und Himmel sollten in der Aufnahme zu einem, für den Betrachter harmonisch wirkenden Ganzen in Bezug zueinander gebracht werden. Um diese Aufgabe erfolgreich zu bewältigen, ist es von Vorteil ein paar Regeln bezüglich des Bildaufbaus/Der Bildkomposition zu kennen, um diese bei Bedarf anzuwenden. Die, in den folgenden Bildern gezeigte, Drittel-Regel (engl. Rule of thirds) kann z.B. dabei helfen, einen stimmigen, den Blick des Betrachters führenden Bildausschnitt zu wählen.

Allerdings können und sollten diese Regeln aus der klassischen Gestaltungslehre nur dann angewandt werden, wenn es dem Motiv auch zugute kommt. Im Zweifelsfall darf ein Fotograf immer seinen Augen vertrauen und alle Regeln in den Wind schlagen.

Beispiele für den Bildaufbau und die Bildkomposition in der Landschaftsfotografie:

Die passende Ausrüstung.

Grundsätzlich eignet sich jede Kamera für die Landschaftsfotografie, allerdings bietet eine optimal auf den Bereich Landschaft abgestimmte Ausrüstung gerade in Grenzsituationen wie z.B. wenig Licht oder sehr starken Helligkeitsunterschieden einfach mehr Möglichkeiten. Die einzelnen Bestandteile der Ausrüstung werden im folgenden Teil behandelt.

Das Stativ:

Ein sehr wichtiger, wenn nicht sogar der wichtigste Teil der Ausrüstung, ist ein gutes und dem Gewicht der Kamera entsprechend stabiles Stativ.
Welche Marke oder Material bei einem Stativ bevorzugt wird, bleibt den eigenen Vorlieben überlassen. Generell sollte ein Stativ aber eine gute Mischung aus Stabilität und möglichst geringen Gewicht besitzen. Gerade bei längeren Touren macht sich jedes zusätzliche Gramm an Gewicht sehr schnell bemerkbar. Eine große Hilfe sind flexibel einstellbare Stativbeine, um auch in Bodennähe oder unebenen Gelände arbeiten zu können. Bei der Wahl des Stativkopfes steht der klassische 3D Neiger und der sogenannte Kugelkopf zu Auswahl. Welche dieser Bauformen eingesetzt wird, entscheidet auch hier wieder der Geschmack und die persönliche Arbeitsweise. Wer flexibel sein möchte, oder mehrere Kameras einsetzt, sollte auch eine Schnellkupplung für den Stativkopf ins Auge fassen. Wie schon an anderer Stelle gesagt, hilft ein Stativ nicht nur bei Aufnahmen mit langen Verschlusszeiten oder grösseren Brennweiten. Es bringt, bedingt durch den Aufbau und das Ausrichten der Kamera, zwangsläufig auch Ruhe und damit ein genaueres Befassen mit dem Motiv mit sich.  

Die Kamera:

Bei der Wahl der Kamera ist die Ausstattung, der Preis und der persönliche Anspruch das ausschlaggebende Kriterium. Prinzipiell ist jede Kamera für die Landschaftsfotografie geeignet, aber Kompaktkameras fehlen z.B. häufig wichtige Dinge wie kurze Brennweite, manuelle Eingriffsmöglichkeiten oder Filtergewinde, weshalb eine digitale Spiegelreflexkamera bzw. eine Kamera mit Wechsel-Objektiven hier meistens die bessere Wahl ist. Ob diese Kamera einen Vollformat-Sensor besitzt, oder ein Modell mit sogenannten APS-C bzw. Four Thirds Format ist, bleibt den Ansprüchen des Fotograf überlassen. Auf Grund des, durch die größeren Pixel bedingten größeren Dynamikumfangs, sind Vollformat Kameras mit einem Sensor in der Größe von 35mm Film oder APS-C Modelle ideal für Landschaftsfotos.

Auch das Rauschverhalten richtet sich nach der Größe des Sensors, allerdings wird in der Landschaftsfotografie relativ selten mit hohen ISO-Werten gearbeitet, weshalb das Rauschverhalten nicht ganz so stark ins Gewicht fällt. Die Zeitautomatik ( AV ) ist im Regelfall die einzig sinnvoll einsetzbare Automatik im Bereich der Landschaftsfotografie. Mit ihrer Hilfe ermittelt die Kamera zu einem, vom Fotografen eingestellten Blendenwert ( der wiederum für die nötige Schärfentiefe verantwortlich ist ), eine passende Verschlusszeit. Der Einsatz von Objektiv-filtern oder besondere Lichtsituationen kann aber eine Korrektur, bzw. eine voll-manuelle Einstellung der Kamera erfordern. Bei der Anschaffung sollte also auf diese manuellen Eingriffsmöglichkeiten geachtet werden. Weitere nützliche Ausstattungsmerkmale sind, unter anderem auch, Anschlussmöglichkeiten für einen Fernauslöser, eine Belichtungskorrektur, Spotmessung sowie die Möglichkeit zu Erstellung einer Belichtungsreihe. Ein Fernauslösung oder, falls kein Fernauslöser vorhanden ist, ein Selbstauslöser mit kurzer Vorlaufzeit ist für das erschütterungsfreie Auslösen der Kamera bei langen Verschlusszeiten nötig. Ohne Fernauslösung kann es selbst auf einen Stativ zu Verwackelungs-Unschärfen in der Aufnahme kommen. Eine Spotmessung und eine manuell mögliche Korrektur der Belichtungswerte ist gerade bei sehr kontrastreichen Motiven wie z.B. Sonnenuntergänge von Vorteil.

Mit der Digitalfotografie kam auch eine Technik namens HDRI ( High Dynamic Range Image ) in den fotografischen Alltag. Die besagte Technik, mit der mittels einer Software aus mehreren unterschiedlich belichteten Aufnahmen ein Bild mit sehr hohen Kontrastumfang errechnet wird, entspricht in den Grundzügen einer automatisierte Fortführung des, von Fred Archer und Ansel Adams entwickelten Zonensystems. HDRI erfreut sich mittlerweile, besonders im Bereich Landschaft und Architektur einer großen Beliebtheit, deshalb bieten immer mehr Kameras die Möglichkeit zu Erstellung einer automatischen Belichtungsreihe.

Man sollte die, für die Verarbeitung eingesetzte HDRI-Software allerdings im Zweifelsfall manuell korrigieren können, da die Ergebnisse häufig ein wenig übertrieben wirken. Grundsätzlich kann eine hochwertige Kamera den Weg zu einer guten Aufnahme in gewisser weise unterstützen, eine Garantie stellt sie aber nicht dar.

Ein gutes Auge des Fotografen ist auch im Bereich Landschaftsfotografie die Voraussetzung für eine gelungenen Aufnahme. 

Das Objektiv:

Bei der Wahl der eingesetzten Objektive ist es wichtig, sich im Vorfeld ein paar Gedanken über die eigenen fotografischen Vorlieben und die technischen Eigenheiten der Optik zu machen. Auf die von den Herstellern vielfach beworbene Autofokus-Geschwindigkeit muss hierbei nicht unbedingt größerer Wert gelegt werden, da in der Landschaftsfotografie eine manuelle Fokussierung meistens von Vorteil ist.
Im Bereich Landschaftsfotografie kommen auf Grund der weitläufigen Motive und der angestrebten dramatischen Bildwirkung relativ oft kurze Brennweiten zum Einsatz. Weitwinkelobjektive besitzen bei gleicher Blendenwahl eine höhere Schärfentiefe gegenüber längeren Brennweiten. Natürlich entscheidet aber auch hier das Motiv und das Auge des Fotografen über den Einsatz, da mitunter auch längere Brennweiten Verwendung finden, um beispielsweise eine Baumreihe am Horizont oder ein anderes Detail festzuhalten.

Festbrennweiten liefern in der Regel eine bessere Bildqualität als eine Zoom-Optik, dieser Vorteil wird aber mit der Festlegung auf eine Brennweite bzw. durch Mehrgewicht bei der Mitnahme von mehreren Festbrennweiten erkauft.

Eine Sonderrolle unter den Festbrennweiten nehmen die sogenannten T&S ( Tilt und Shift ) Objektive ein. Diese Art von Objektiven bei denen das Linsensystem gegenüber der Sensorebene verschwenkt oder/und verschoben werden kann, werden in der Architektur- und Landschaftsfotografie verwendet, um die Schärfeebene gezielt zu erweitern oder stürzende Linien zu neutralisieren. T&S Objektive haben neben den genannten technischen Vorteilen, die gleichen Einschränkungen der normalen Festbrennweiten und besitzen keinen AF. Um eine gewisse Flexibilität bei der Wahl der Motive zu erreichen, kann als Kompromiss also durchaus auf ein gutes Zoom-Objektiv mit einem Brennweitenbereich von ca. 16-40 mm ( bezogen auf 35mm Kleinbild ) und einem leichten Tele zurückgegriffen werden. Da insbesondere Weitwinkel-Objektive eine erhöhte Anfälligkeit für Streulicht und Reflexionen ( lens flares ) besitzen, sollte, wenn möglich, eine passende Sonnenblende zum Einsatz kommen.  

Die Filter:

Fast jedes Objektiv besitzt an der Frontseite ein Filtergewinde. Ausnahmen bilden hier nur die extrem kurzen oder langen Brennweiten, die häufig eine Filteranbringung nur mittels Filtereinschub oder Folie zulassen. Farbfilter in den bevorzugten Farben Rot, Gelb, Grün dienten zu Zeiten der Analogen Schwarzweiß-Fotografie dem Zweck, Farbbereiche innerhalb des Motivs zu unterdrücken oder hervorzuheben. Ein Rotfilter färbt beispielsweise einen Blauen Himmel in einer Schwarzweiß Aufnahme fast Schwarz, während grüne Bildbestandteile wie Vegetation aufgehellt werden.

Viele, der mit Chemischen Filmmaterials sinnvoll einsetzbaren Filter, sind im Bereich der Digitalfotografie eigentlich überflüssig geworden, bzw, lassen sich mit anderen Mitteln in der Nachbearbeitung realisieren. UV-Filter machen nur noch in sehr staubigen oder feuchten Umgebungen einen Sinn, da sie eine gewisse Schutzwirkung für die Frontlinse darstellen. Das, vor dem Sensor verbaute Filterglas einer Digitalkamera besteht aus mehreren Schichten, die Störwirkungen im Bereich UV, IR, sowie Antialiasing ( Moiré- Effekte ) neutralisieren. Diverse Farbkorrekturfilter wie Sky, Warm- oder Kaltfilter, sind durch den Weißabgleich der Digital-Kamera überflüssig geworden. Allerdings gibt es gerade im Bereich Landschaftsfotografie eine kleine Anzahl von Filtern, die auch in der Digitalen Nachbearbeitung nicht, oder nur mit größeren Aufwand zu ersetzen sind.

Graufilter/Grauverlaufsfilter:

Graufilter ( ND Filter ) die es in verschiedenen Stärken gibt, dienen vornehmlich dazu, Belichtungszeiten in einer hellen Umgebung zu verlängern. Sehr oft werden ND Filter auch bei fließenden Gewässern oder Wolken durchsetzen Himmel eingesetzt, um den bekannten Nebel-Fließeffekt zu erzielen. Eine, im Bereich Landschaftsfotografie, häufig eingesetzte Variante des Graufilter ist der Grauverlaufsfilter ( ND-Gradual ). Ein Verlaufsfilter hilft, starke Helligkeitsunterschiede im Bild zu neutralisieren und damit eine gleichmäßige Belichtung zu erreichen. Da diese Helligkeitsunterschiede je nach Motiv und Bildformat an unterschiedlichen Stellen der Aufnahme auftreten, empfiehlt es sich, einen Verlaufsfilter mit einer dreh- und verschiebbaren Filterhalterung, die es in div. Größen gibt, anzuschaffen.  

Polarisationsfilter:

Ein Polarisationsfilter ( kurz Polfilter ) ist ein weiterer Filter, der auch digital sinnvoll eingesetzt werden kann. Polfilter bestehen aus einer sehr dünnen Filterfolie die sich zwischen zwei Trägergläsern befindet. Diese Polfilterfolie filtert das Polarisierte Licht der Sonne je nach Stellung des Filter und hilft damit, störende Reflexionen auf glatten nichtmetallischen Oberflächen wie z.B. Wasser, Glas, etc. zu unterdrücken oder, je nach Filterstellung des drehbaren Filters auch zu verstärken. Im Bereich Landschaftsfotografie werden Polfilter, auf Grund der Reflexionsunterdrückung, auch sehr gerne für die Sättigung der Farben eingesetzt. Da das Blau des Wolkenlosen Himmels einen grossen Anteil an Polarisierten Licht besitzt, können mit Hilfe eines Polfilters z.B. Wolkenstrukturen und Sättigung/Helligkeit hervorgehoben werden. Am stärksten tritt dieser Effekt bei einer 90° Stellung zu Sonne auf. Auch ein Regenbogen kann mit Hilfe eines Polfilter endweder stark intensiviert oder fast gänzlich aus der Aufnahme verschwinden. Polarisationsfilter werden heute fast nur noch in der Zirkular Polarisierenden Variante angeboten. Die ältere Lineare Version besitzt zwar eine leicht stärkere Filterwirkung, kann aber zu Störung/Beeinträchtigung des Autofokus und der Belichtungsmessung moderner Kamerasysteme führen. Da die Planlage und Güte der Filterfolie zwischen dem Trägerglas, entscheidend für die Schärfe einer Aufnahme ist, sollte beim Kauf eines Polfilters generell auf Markenware geachtet werden. Hochwertige Filter zeichnen sich durch eine mehrfache Vergütung der Glasflächen sowie durch eine äussere Verkittung der Glasränder ( nach Käsemann ) aus und sind wesentlich besser gegen äussere Umwelteinflüsse wie Feuchtigkeit geschützt.

Exoten und Spezialfilter:

Eine relativ seltene Variante der Polfilter stellen die farb-variierenden Polfilter ( Gold n' Blue ) dar. Hierbei wird zusätzlich zum Polarisations - Effekt noch eine, mit der Drehung des Filters variierende Farbtönung erreicht.

Ebenfalls ein eher exotischer Vertreter im Bereich der Filtertechnik ist der sogenannte Redhancer. Dieser Filter erhält seine Filterwirkung nicht durch eine Einfärbung des Glases sondern durch eine Beimengung der Metall-Legierung Didymium ( auch Didym ). Diese spezielle Chemische Zusammensetzung des Filterglases sorgt für eine Verstärkung der Rötlichen Anteile in der Aufnahme, ohne dabei andere Farbanteile stark zu beeinflussen.

Noch ein Tipp: Bei der Anschaffung eines Filters sollte immer der Filter-Durchmesser des größten Objektives genommen werden. Die Adaptierung an andere, kleinere Objektiv-Durchmesser kann somit relativ kostengünstig mit (Stepdown) Adapterringen erfolgen.  

Nützliche Hilfsmittel:

Einige DSLR Kameramodelle bieten die Möglichkeit, die reguläre Suchermattscheibe gegen eine Mattscheibe mit Gitter-Einteilung zu wechseln. Dieses Gitternetz innerhalb des Suchers ist hilfreich um die Kamera waagerecht zum Horizont zu platzieren und einen stimmigen Bildschnitt zu erreichen. Seit geraumer Zeit gibt es auch Kameramodelle, die dieses Gitternetz bei Bedarf mit Hilfe eines LCD in den Sucher einblenden. Auch eine Wasserwaage für den Blitzschuh oder elektronisch in der Kamera realisiert, erleichtert das Ausrichten der Kamera im Gelände.

Da die Landschaftsfotografie keine reine Schönwetter-Angelegenheit darstellt, sollte auch über einen Regenschutz für das Kamerasystem nachgedacht werden. Viele Kameragehäuse sind zwar in gewisser Weise spritzwassergeschützt, halten aber einen länger anhaltenden Regenguss u.U. nicht stand. Meistens reicht schon eine transparente Plastikfolie mit einer Aussparung für den Sucher, die mit Hilfe von Gummiringen an der Kamera befestigt wird, um diese Regen-resistent zu machen. Da sich bei ungünstigen Witterungsverhältnissen Kondenswasser auf der Frontlinse des Objektives oder dem Sucherglas niederschlagen kann, sollte ein sauberes Reinigungstuch oder Papier griffbereit sein.

Gerade bei einer Fototour in der Dämmerung kann es passieren, dass der Fotograf von der Dunkelheit überrascht wird. In diesem Fall ist eine kompakte Taschenlampe ( besser 2 ) in der Fototasche eine große Hilfe. Für unbekanntes Terrain kann auch ein GPS-Gerät sinnvollsein. An warmen Sommerabenden sind, insbesondere in der Nähe von Gewässern, sehr viele Stechmücken und Bremsen unterwegs. Ein gutes Insektenschutzmittel hilft nicht nur gegen diese Plagegeister, sondern hält im gewissen Masse auch Zecken fern, die im hohen Gras lauern. Allerdings sollte wegen der Zecken trotzdem nicht auf eine lange Hose verzichtet werden, wenn der Weg durch hohes Gras oder Ähnliches führt.

Die passende Kleidung sollte vorausschauend und auf die Witterung abgestimmt, gewählt werden. Eine dünne, Wind- und Regenfeste Jacke lässt sich relativ klein falten und findet so meistens in der Fototasche Platz. Für Touren im Winter sind neben warmer Kleidung, wasserdichte und warme Stiefel ein Muss, da man als Landschaftsfotograf häufig abseits der Wege im hohen Schnee unterwegs ist. Handschuhe, bei denen der vordere Teil der Finger abklappbar ist und die somit das Arbeiten mit der Kamera nicht allzu sehr erschweren, findet man im Angel- oder Jagdbedarf.

Auch die Akkus einer Digitalkamera leiden unter extremer Kälte und verlieren schneller die Ladung. Ersatzakkus sollten daher bei Winter-Touren in Körpernähe transportiert werden, damit sie bei Minus-Graden nicht auskühlen.  

Fazit:

Häufig sieht man einer Landschaftsaufnahme nicht an, wie viele erfolglose Versuche, welche Mühe und Schwierigkeiten und nicht zuletzt, wie viel Glück zu ihrer Entstehung beigetragen haben. Trotzdem soll dieser Artikel natürlich nicht abschrecken, sondern dem interessierten Leser oder der Leserin diese Art der Fotografie näher bringen. Landschaftsfotografie besteht zu einem nicht unerheblichen Teil aus erfolglosen Touren und Fehlversuchen. Hiervon sollte sich niemand entmutigen lassen! Auf jeder Tour lernt man die Natur ein bisschen besser kennen, unabhängig davon, ob ein ein Foto „im Kasten“ ist, oder nicht.

Zu guter letzt noch ein wichtiger Hinweis:

Dieses Tutorial kann nur eine grobe Vorgehensweise aus meiner Sichtweise darstellen. Das Medium Fotografie kennt keine Regeln!  

In diesem Sinne : Viel Spaß hinter der Kamera und in der Botanik ! ;-)

Fotopunkte:


Großes Torfmoor & Wiehengebirge


Ein kleine Orientierungshilfe:

Für mehr Details einfach
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© Kai Hormann
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Natur- und Landschaftsfotografie aus dem Kreis Minden-Lübbecke. © Kai Hormann 2006-2024
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